MARIO HOCHBERG – der Paralympicssportler von Weltformat – kommt aus Gotha.
Ein Prortait unseres Vereinsvorsitzenden Mario Hochberg präsentiert von Hilmar Bürger.
Ein „Eisbär“, der sich über einen „Rasselbock“ freut – wie geht das? Ganz einfach: Mario Hochberg (42) ist nicht nur einer der erfolgreichsten Sportler des Kreises Gotha, sondern auch einer der populärsten. Der Behindertensportler hat im Bankdrücken schon international und national viele Trophäen und Preise gewonnen. Die (vorerst) letzte Ehrung erhielt bei der Sportlerwahl des Kreises Gotha 2012, bei der er für seinen 10. Platz in London und seinen tapferen Kampf dort trotz übermächtiger Erfolge der Schlittensportler im Landkreis auf Rang drei gewählt wurde. Freudig nahm er, den seine Freunde den „Eisbär“ nennen, dafür auch den Rasselbock, das lustige Maskottchen vom Basketballteam Oettinger Rackets Gotha, in Empfang. HILMAR BÜRGER führte mit ihm für LAPTOPWERK PLUS nachstehendes Ex-klusiv-Interview.
Fußball bei Motor Gotha
LWP: Welche Erinnerungen haben Sie an ihre Kinderzeit?
Mario Hochberg: Nur gute, zumindest auf den Sport bezogen. Ich habe jede freie Minute genutzt, um Sport zu treiben. Ich wuchs im Gothaer Ostviertel auf. Und so führt mich der Weg auch bald zu den Fußballern von Motor Gotha, bei denen ich von 1978 bis 1990 spielte.
LWP: Möchten Sie darüber sprechen, wie es 1995 zu dem Unfall kam, der Ihr Leben verändert?
Mario Hochberg: Damit habe ich kein Problem. Es war ein Arbeitsunfall. Ich arbeitete am 30. September als Dachdecker und Zimmermann auf einem Haus in Warza, einem Dorf in der Nähe von Gotha. Ich stürzte aus sechs Meter Höhe ab und fiel auf das Kreuz. Kaum eine Schramme, aber den zehnten Brustwirbel gebrochen und damit querschnittgelähmt.
Große Hilfe im Umfeld
LWP: Wer und was half Ihnen damals am meisten?
Mario Hochberg: Meine damalige Freundin und jetzige Frau Melanie, die Familie und viele gute Freunde.
LWP: Man sagt über Sie, dass Sie ein Familienmensch sind…
Mario Hochberg: Ein solches Schicksal schweißt natürlich zusammen. Unsere kleine Familie wurde am 8. November 2000 komplett, als unser Hans geboren wurde. Ich hatte damals doppeltes Glück.
Dreimal Hochberg: Melanie, Hans und Mario
In Sydney voller Unruhe
LWP: Inwiefern?
Mario Hochberg: Meine Frau war damals hochschwanger, als ich zu den Paralympics nach Sydney reisen sollte. Wir berieten hin und her. Schließlich sagte Melanie, dass eine solche Chance wie in Australien möglicherweise nie wieder bekommen würde. Ich trat das Abenteuer also an und wurde dort Elfter. Die ganze Zeit aber voller Unruhe. Zum Glück hatte aber unser Nachwuchs noch gewartet, sodass ich dann doch noch bei der Geburt von Hans mit dabei sein konnte.
LWP: Welche Rolle spielt in Ihrem Leben der der Begriff „Stufenschnitt“?
Mario Hochberg: Er sorgt dafür, dass ich immer gut frisiert bin. Aber im Ernst, so heißt der Friseursalon meiner Frau. Nicht, weil sie sich auf diesen Art des Haareschneidens spezialisiert hat, sondern weil es dorthin ein paar Stufen hinabgeht
Gleich zweimal gut aufgehoben
LWP: Was bedeutet Ihnen der Sport ganz allgemein?
Mario Hochberg: Eine ganze Menge, alleine durch den Sport konnte ich meinen Unfall und die damit verbundenen Probleme am besten lösen. Sport verbindet und hilft ein schöneres und gesundes Leben zu führen. Für mich ist es beispiels-
weise ein schöner Ausgleich, mit dem Hand-Bike zu fahren oder mit Hans Basketball zu spielen.
LWP: Sie sind sportlich doppelt engagiert: BiG und Gothaer Bierfassheberverein – wieso diese Doppel?
Mario Hochberg: Das funktioniert prima, für BiG starte ich, und den Bierfassheberverein leite ich. In beiden Vereinen fühle ich mich gut aufgehoben.
Mario Hochberg und sein Bierfassheberverein – auch eine Erfolgsgeschichte
Vielleicht mal auf die Biermeile
LWP: Ist die ehrenamtliche Arbeit nicht zu anstrengend für Sie?
Mario Hochberg: Überhaupt nicht, ich liebe immer wieder neue Herausforderungen und gebe immer alles für die Sache – wie auch im Sport.
LWP: Könnten Sie sich vorstellen, dass der Gothaer Bierfassheber-
verein mal beim Internationalen Berliner Bierfestival mit einem zünftigen Bierfassheben auftreten würde?
Mario Hochberg: Wir sind für alles offen. Das wäre schon eine tolle Sache. So etwas muss aber gut geplant und abgesprochen werden. Es ist eine Frage des Termines, der Logistik und auch der Kosten. Da brauchte man gewiss einen starken Sponsor. Ich wüsste schon einen…
Schon vorher auch Kraftsport
LWP: Sie selbst wurden im Rollstuhl ein besonders erfolgreicher Sportler. Ging das alles im Selbstlauf?
Mario Hochberg: Ich hatte gute Voraussetzungen für meine Laufbahn, da ich schon vor meinem Unfall auch diese Sportart erfolgreich betrieben habe.
LWP: Ihre Titel sind kaum zu zählen – was waren aus Ihrer Sicht bisher die Höhepunkte?
Mario Hochberg: Alle vier Paralympics, aber auch die Europa- und Weltmeisterschaften gehören dazu.
Eisbär seit der Kinderzeit
Mit seinen Fans und dem „Eisbär“-Transparent in London
LWP: Wie war das in London mit der Verletzung?
Mario Hochberg: Zwei Tage vor meinem Wettkampf zog ich mir beim Abschlusstraining einen Teilanriss der Trizepssehne zu. Das war sehr bitter, aber wir sind wenigstens am Start und vor allem dabei gewesen.
LWP: Sie hatten Ihre Fans auch dort. Auf einem Transparent war vom „Eisbar“ zu lesen. ist das eine Art Kampfname?
Mario Hochberg: Nein das ist mein Spitzname aus meiner Kindheit.
Entscheidung fällt eine Woche zuvor
LWP: Sie waren auch schon mehrfach zum Wettkampf in Dubai. Welche Bewandtnis hat das?
Mario Hochberg: Wir wurden nach Peking 2008 zum ersten Fazza 2009 in Dubai eingeladen. Diesen Wettkampf gewann ich auch mit neuer Bestleistung. Das ist jedes Jahr ein Highligth, klasse Bedingungen und natürlich immer super Wetter.
LWP: Ihr Freund Andy Dittmar hofft, dass Sie am 29. Juni wieder beim Kugelstoß-Schlossmeeting in Gotha antreten. Was kann man da von Ihnen erwarten?
Mario Hochberg: Das kann ich noch leider nicht sagen, weil ich immer noch nicht ganz gesund bin und zur Zeit nur leicht trainieren kann. Ich werde in der Woche vor dem Meeting entscheiden, ob ich daran teilnehmen kann.